„Der Frauenanteil in den Parlamenten ist massiv gesunken“ – wollen Sie am 19.10.2015 eine solche Schlagzeile? Ich nicht, auf keinen Fall. Frauen in den Parlamenten setzen sich nicht ausschliesslich für feministische oder gleichstellungspolitische Anliegen ein. Jedoch ist es erwiesen, dass andere Sichtweisen, Kompetenzen und Interessen in das Parlament hinein getragen werden und dass 50% der Bevölkerung dadurch (besser) vertreten sind.

 

Wir können durch die Wahlen bestehende Ungleichheiten ausmerzen: Wir können zum Beispiel mehr Frauen, mehr Menschen ausländischer Herkunft oder mehr Menschen mit einer körperlichen/psychischen Beeinträchtigung ins Parlament wählen. Insbesondere bei den Frauen wäre das auch dringend nötig: Obschon Frauen mehr als die Hälfte der Schweizer Bevölkerung ausmachen, sind sie im Parlament massiv untervertreten. Gerade mal 9 von 46 Sitzen im Ständerat sind aktuell von Frauen besetzt (das entspricht 19.6%). Der Nationalrat besteht zu zwei Dritteln aus Männern: Nur 62 von 200 Sitzen sind von Frauen besetzt (31.0%). Wenn wir wollen, dass Frauen und Männer bei Berufswahl, Entlöhnung, Arbeitsrecht und Vereinbarkeit von Familie und Beruf gleichgestellt werden, müssen wir auch dafür sorgen, dass beide Geschlechter gleichermassen im Parlament vertreten sind.

 

Wählen zu gehen, heisst aber nicht nur, sich Gehör zu verschaffen und von seinen politischen Rechten Gebrauch zu machen. Wählen zu gehen heisst auch, Verantwortung zu tragen. Die Statistiken der letzten Jahre zeigen nämlich, dass nicht nur immer dieselben ins Parlament wiedergewählt werden, sondern auch immer dieselben wählen gehen und meist immer dieselben auf den Parteilisten übervertreten sind – meist Männer. Mit meiner Forderung, bei den Listenwahlen künftig mindestens 40% Frauen als Kandidatinnen aufzulisten, werde ich im Parlament sicher auf Granit stossen. Obschon der Nationalrat aktuell zu mehr als ca. 70 Prozent aus Männern besteht, haben insbesondere bürgerliche Parteien kein Interesse an einer ausgewogeneren Vertretung. Als „absurder Vorstoss aus linker Küche“ betitelte beispielsweise eine Zürcher Nationalrätin diese Forderung. Manchmal, so scheint es mir, wollen Frauen, die es in Machtpositionen geschafft haben, nicht weitere Frauen fördern. Zum Glück beweist die SP, dass es auch anders geht! Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.

 

Ich jedenfalls habe mir für dieses Wahljahr nicht nur das Ziel gesetzt, wieder gewählt zu werden, sondern auch möglichst viele zum Wählen zu bewegen. Am liebsten natürlich möglichst viele Frauen und dazu eignen sich die SP Listen am Besten – denn wir haben die Hausaufgaben gemacht und präsentieren Listen mit kompetenten Frauen und Männern an. So verhindern wir die Schlagzeile „Der Frauenanteil in den Parlamenten ist massiv gesunken“.

06. Okt 2015